Ausstellung im Kunstquartier Bethanien

Donnerstag 17. bis Sonntag, 20. Oktober 2024

Anja Spitzer
Steffi Weigel
Thomas Michalak

Kunstquartier Bethanien, Studio 1, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag 12 bis 20 Uhr

Programm

Donnerstag, 17. Oktober 2024, 19 bis 22 Uhr, Vernissage, Einführung: Ingo Taubhorn
Freitag, 18. Oktober 2024, 18 Uhr, KünstlerInnen Gespräch / dialogische Führung
Samstag, 19. Oktober 2024, 17 Uhr, Brigitte Tast, „Durch Schwarz und Weiß“, 2024, Fotobuchpräsentation
Sonntag, 20. Oktober 2024, 18 Uhr, Rebekka Uhlig, „Was bleibt“, Performance, anschließend Finissage

Drei KünstlerInnen treten mit je einem Medium (Malerei, Skulptur und Fotografie) in einen Trialog über das Leben, den Tod und die Bewegung dazwischen.

Steffi Weigel, Anja Spitzer und Thomas Michalak verbindet die Arbeit mit dem Phänomen der Spur, die sie jedoch unterschiedlich bewerten und für ihre Werke einsetzen. In der ehemaligen Krankenhauskirche werden einzelne Arbeiten der jeweiligen KünstlerInnen miteinander in Beziehung treten und die BetrachterInnen dazu anregen, einen persönlichen Parcours zu entdecken.

Gemeinsam ist Weigel, Spitzer und Michalak das Interesse an der Erforschung und Gestaltung von Zeichen und Bildmöglichkeiten für vitale Prozesse, die das In-der-Welt-Sein des Menschen verhandeln.

Ob in der Aquarell- und Ölmalerei von Steffi Weigel, den Betonabgüssen von Anja Spitzer oder den Fotoarbeiten von Thomas Michalak, allen drei künstlerischen Positionen ist eine intensive Nähe zu den verwendeten Materialien eigen. Während Weigel und Spitzer ihnen ein gewisses Maß an Autonomie überlassen, um die Kraft und Eigenart dieser Materialien im freien Spiel als vital und widerständig herauszustellen, lotet Michalak bewusst ihre Grenzen aus, um die Fotografie als Medium, das Bild in der Welt, besser zu verstehen.

Scheinbar beiläufig wird der menschliche Körper in einer Weise thematisiert, die ihn ebenso autonom wie flüchtig erscheinen lässt. Einige der ausgestellten Arbeiten tragen die Titel „Liaison“, „Ghost Dance“, „Covered“, „Nicht das Auge“ oder „Pendant“. Auch in den Titeln wird die Beziehung zum Menschen deutlich, die Arbeit daran die Geste der Berührung oder auch die bewusste Nicht-Berührung des Körpers ins Bild zu setzen.

Anja Spitzer

Anja Spitzer wurde zur klassischen Tänzerin ausgebildet, bevor sie sich mit der Plastik beschäftigte. Heute transportiert sie die Bewegungskraft unverfälscht und vehement ausschließlich über ihre Skulpturen. Als erfahrene Tänzerin integriert Anja Spitzer die Beziehung von Abdruck, Spur und Körper in ihren künstlerischen Prozess. Durch die gezielte Steuerung von Druck, Winkel und Tempo der Körperbewegungen im feuchten Ton entstehen Arbeiten, die die Dynamik und Energie der Bewegung einfangen. Außer dem formbaren Ton nutzt die Künstlerin Beton und Metall als Materialien, deren Masse, Wehrhaftigkeit und Dichte sie faszinieren und deren Dauerhaftigkeit in einem Spannungsverhältnis zur Zeitlichkeit von Bewegung und Berührung stehen.

Anja Spitzer, geboren am 26. März 1982 in Berlin, absolvierte von 1992 bis 2000 eine Ausbildung zur staatlich geprüften Bühnentänzerin an der Staatlichen Ballettschule Berlin und studierte nach einem festen Engagement am Stadttheater Altenburg-Gera von 2009 bis 2011 Bildhauerei/Metall an der HfKuD Burg Giebichenstein in Halle. 2016 schloss sie ihr Studium der Freien Kunst/Bildhauerei an der KHB Weißensee als Meisterschülerin von Prof. A. Schäfer ab. Ihre Ausbildung und Erfahrungen sowohl im Tanz als auch in der Bildhauerei sind prägend für ihr künstlerisches Schaffen.

Steffi Weigel

Im Zentrum von Steffi Weigels Arbeiten steht der Mensch. Das Gesicht als Spiegel von inneren psychischen Kräften – Hingabe und Widerstand. In alten Fotografien findet sie eine Direktheit und Konzentration, die sie im heutigen Gebrauch des Mediums vermisst. Ihre so inspirierten Menschenbilder zeigen nicht von ungefähr meist junge Menschen, in deren Leben noch alles möglich scheint. Das Kind – ein Anfang. Manche schauen uns direkt in die Augen. Der direkte Blick scheint uns aufzufordern mit Mut dieser Spur zu folgen und unsere Fähigkeiten in Fülle zu entwickeln.

Steffi Weigel wurde 1975 in Rostock geboren und studierte von 1994 bis 1995 Kunstpädagogik an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald. Anschließend studierte sie von 1995 bis 1997 Kunstgeschichte und Religionsphilosophie an der TU Dresden. Danach folgte von 1997 bis 2002 ein Studium der Malerei/Grafik an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Dresden bei Prof. Siegfried Klotz und Prof. Ralf Kerbach. Als Meisterschülerin von Prof. Ralf Kerbach war sie von 2002 bis 2004 an der HfBK Dresden tätig. Im Jahr 2004 erhielt sie ein Arbeitsstipendium im Schleswig-Holstein Haus in Rostock. Derzeit lebt und arbeitet Steffi Weigel in Berlin.

Thomas Michalak

Der durch das Licht vermittelte Abdruck von Welt, die Spur, die sich durch mannigfaltige Iterationen transportieren und erhalten lässt ist für Thomas Michalak die wesentliche Eigenschaft von Fotografie. Sein Interesse gilt weniger der Welt als der Welt der Bilder und den technischen und sozialen Bedingungen in denen sie entstehen und verwendet werden. Seit den frühen 1990er Jahren, dem Sterben von Freunden und Leitfiguren an den Folgen von AIDS, gehen Gewalt und Tod als wesentliche Themen in die Arbeit ein. In den Arbeiten der 2010er Jahre beschäftigen ihn auch Gewaltverhältnisse, die zwischen Fotograf/innen, Bildern und Betrachtenden entstehen können.

1960 in Wetzlar an der Lahn geboren. Studium der Germanistik, Philosophie, Politologie und Kunstgeschichte in Göttingen und Berlin. Fotografische Ausbildung an der Werkstatt für Photographie bei Ulrich Görlich und Wilmar König, später Ulla Haug und Ulla Kelm. In den 1980er und 1990er Jahren kuratorisches Arbeiten in der „Fotogalerie im Wedding“, dem „Forum für aktuelle Fotografie Berlin e.V.“ und der „Neue Gesellschaft für bildende Kunst“. Seit 1998 Dozent für künstlerische Fotografie am Photocentrum der VHS Friedrichshain-Kreuzberg. Lebt und arbeitet in Berlin.